9.März 2016
Transparenz und Transzendenz
Durch Zufall fand ich das aktuelle Design dieser Homepage, das ermöglicht, dass der Text transparent vor einem Hintergrundbild erscheint und ablaufen kann. Das gefiel mir sofort und inspirierte mich zu weiterführenden Gedanken.
Der Text ist nicht mehr für sich selber da, sondern im Kontext mit einem Bild dahinter. Beide sind sichtbar und durchsichtig zugleich. Der Text im Vordergrund wirkt wie in die Luft geschrieben, schwebend über dem Wasser, das selber transparent, durchscheinend sein kann.
Wenn das Bewusstsein sich für den Hintergrund und Untergrund, für das Nicht-Bewusste, das Unbewusste öffnet, braucht es diese Seiten nicht auf eine Transzendenz hin zu entwerfen, zu projizieren. Es bringt Klarheit in die Tiefen, wie bei einem See, dessen Oberfläche sich geglättet hat. Jetzt lässt sich bis auf den Grund schauen. Glätten der Oberfläche geschieht, wenn Wind und Wasser keine eigene Dynamik mehr entwickeln, wenn ihre Bewegung zur Ruhe kommt. Licht kommt in die Tiefe und die Tiefe kommt ans Licht.
Wind ist ein Bild für den Geist in spürbarer Nähe zur menschlichen Wahrnehmung, zwischen der unendlichen Weite und den Suchbewegungen auf der Erde. Wenn der Geist mit der Seele korrespondiert, kann sich die Existenz verdichten, sie kann sich selber verstehen und weiten für die Einsicht in die Dinge.
Transzendenz ist jetzt nicht mehr das Übersteigen des Diesseits mit der Triebkraft des aus sich heraus wollenden Unbewussten. Es bildet sich kein Gewölbe mehr am Himmel. Der Himmel öffnet sich und bringt verstehende Nähe und kündende Botschaft aus dem Unendlichen.
16.März 2016
Transparenz und Naturwissenschaften
Am 9.März 2016 konnte ich in der Karl Rahner Akademie in Köln einen Vortrag von Ernst Peter Fischer hören zu dem Thema „Verzauberung statt Entzauberung“.
Der Vortrag hielt sich an das gleichnamige Buch.
Der Grundgedanke war, dass die Erkenntnisse der Naturwissenschaften die Welt nicht entzaubern, weil sie diese immer mehr erklären können. Jede Erkenntnis führt zu neuen Fragen, die die Welt geheimnisvoll erscheinen lassen. Auch, wenn Naturgesetze herausgearbeitet werden, wissen wir eigentlich nicht, was da vor sich geht. Die Forscher entdecken nicht die Gesetze, sondern erfinden sie, um die Zusammenhänge, die beobachtet werden können, plausibel und geistig zugänglich zu machen. Der gesunde Menschenverstand und seine Vorstellungen werden dabei brüskiert. Jede Frage des Forschers ist eine Frage an ihn selber und jede Antwort lässt ihn nach Hause kommen.
Meine Frage ist nun: Lässt sich sagen, dass die Natur ein Geheimnis ist, dass sich ein Zauber über sie legt, je mehr der denkende Mensch versucht, in sie einzudringen? Die Natur versteckt sich nicht, sie entzieht sich nicht. Wahrnehmung und Bewusstsein können sich mit den Wirkungen befassen, die von ihr ausgehen. Offenbar sind diese immer vielfältiger, komplexer und weitgehender als das, was die Modelle der Forschung in einem bestimmten Moment erfassen können.
Ich lerne in diesem Zusammenhang, dass Verstehen nicht bedeuten kann, abgeschlossene Vorstellungen, geschweige denn Abbilder zu entwickeln. Sondern Verstehen ermöglicht Entwürfe, Bilder und logische Modelle, die nachvollzogen werden können.
Geist, der sich im Bewusstsein, im Denken und Wahrnehmen ereignet, erschließt die Welt in seinen Kategorien. Diese Kategorien lassen eine Resonanz zu, eine Wechselwirkung. Geist durchdringt also nicht die Welt als losgelöste Sphäre. Er wirkt in den Abläufen des menschlichen Gehirns auf die Bildung von biologischen Strukturen, um in diesen die Erkenntnisprozesse zu verarbeiten, und kann dabei die Impulse des Unbewussten nutzen.
Ist das ein Geheimnis?
Ein Geheimnis ist subjektiv. Menschen können in ihrer Verständigung Geheimnisse bilden als einseitigen oder vereinbarten Schutz. Erlebe ich objektive Phänomene als Geheimnis, so ist das eine subjektive Wahrnehmung.
Ich selber kann mir vorstellen, dass Forscher in der ersten Reihe von dem fasziniert sind, was sie erforschen. Den Wirkungen mit Interesse, Phantasie und Denken auf die Spur kommen. Manche Entdeckungen sind mit Hilfe von Träumen gefunden worden.
C.G.Jung beschreibt den Ablauf (Der Mensch und seine Symbole, Walter Verlag, 1999, S. 37 und 38): Rational denkend bis an den Punkt gehen, an dem es nicht mehr weitergeht. Dann die Suche loslassen. Das Unbewusste übernimmt dann die Weiterarbeit mit seinen eigenen Möglichkeiten, mit Intuition, symbolischer Tiefe und Vielschichtigkeit. Lösungen werden auf ungeahnten Wegen gesucht und gefunden. In diesen Fällen folgt das Unbewusste dem Interesse des Bewusstseins.
Die Lösungen zeigen sich in Traumbildern oder Inspirationen (Gedankenblitze) am Tage. Diese Kreativität entwickelt im Erleben einen Zauber.
Das sind keine überirdischen Phänomene. Das sind Ereignisse des Geistes, der alle Seiten des Denkens und Fühlens mit einbezieht.
Unbewusste Kreativität wird oft mit dem Göttlichen in Verbindung gebracht. Möglicherweise spielen dabei Projektionen eine Rolle. „Das können nur Eingebungen von Oben sein“. Hier taucht dann wieder das Problem auf, dass Vorgänge im Menschen auf äußere Systeme übertragen werden.
Wir Menschen sind in unserer Existenz immer ein weites und weitgehend unbekanntes Feld. Dunkle Seiten tragen wir als Schatten in uns. Sie können erschrecken oder als unerschlossene Landschaft empfunden werden. Wer sich auf den Weg macht, bringt das Unbekannte in sich selber zum Schwingen. Sei es als Forscher in den Naturwissenschaften oder als Denker auf den Gebieten des Geistes. Auch als Künstler oder politisch Handelnder. Auch wortwörtlich als Wanderer und nicht zuletzt in der Begegnung mit sich selbst, in der Selbsterkenntnis.
Ernst Peter Fischer bezieht diesen Zusammenhang in seinen Darstellungen mit ein. Das Thema „Verzauberung statt Entzauberung“ bedeutet aus dieser Sicht für mich: Die Naturwissenschaften entwickeln in ihrem Suchen die zauberhafte Kraft des Geistes, der nie an ein Ende kommt.
13.April 2016
Transparenz
Gedankenskizzen zur Vertiefung
Die Naturwissenschaften erschließen in ihren Suchprozessen immer weiter den Zugang zu den Wirkungen der Natur. Da sie überraschende Entdeckungen machen, die nicht vorhersehbar und vorstellbar waren, wirken die uns aus dem Alltag gewohnten Vorgänge zunehmend geheimnisvoll. Der gesunde Menschenverstand stößt an seine Grenzen. Wenn er das Nicht-Verstandene nicht ablehnt, kann es ihm als das Fremde, das Unbekannte vorkommen. Es ist da und doch nicht präsent.
Der Forschergeist findet sich nicht damit ab. Was logisch da sein muss, gilt es zu finden. Der Forschergeist entwickelt sich dabei weiter. Unbewusste Prozesse spielen möglicherweise eine große Rolle. Intuitive Momente bereiten Erkenntnisse vor. Erkenntnisse selber eröffnen neue Suchfelder. Erkenntnisse werden zu geistigen Kategorien im menschlichen Gehirn. Diese ermöglichen eine wachsende Transparenz der Wirklichkeit, die unsere menschliche Existenz hervorbringt.
Die menschliche Existenz erschließt sich im Bewusstsein. Dieses kann wachsen und immer mehr Teile des Erlebens integrieren.
Um Selbstbewusstsein werden zu können, braucht es Weite und Güte, die es nicht aus sich selber nehmen, aber suchen und aufnehmen kann.
Gott lässt sich verstehen als Geist mit dieser Weite und Güte, der in uns noch nicht bewusst ist. Wird er bewusst, so bilden sich auch hier geistige Kategorien im menschlichen Gehirn, die das Ankommen ermöglichen, das Weitergehen eröffnen und Kommendes sich künden lassen. Hier gilt aber auch: Dieser Geist mag als das Unbekannte, Fremde, ganz Andere, Geheimnisvolle, als das große Mysterium erscheinen.
Dann schieben wir möglicherweise das Unbewusste vor den Geist. Das ändert sich, wenn wir das Unbewusste geistig durchdringen und seine ganze Kraft zur Suche nutzen, Schritt für Schritt in zunehmender Aufklärung und Aufklarung der Nebel, in fortschreitender Transparenz des Himmels über uns.
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