Ende August 2015
D) Wege aus Gewölben
1.Skizzen
Impulse aufgreifen, die aus geschlossenen religiösen Systemen hinaus führen. Ein prophetischer Ruf in die Freiheit oder ein tiefes Leiden, das nach Hilfe schreit. Darin ist schon die passive Abhängigkeit überwunden und Suchen eingeleitet.
Äußere Strukturen meiden und bekämpfen das freie Subjekt, weil sie aus der Unfreiheit resultieren. Genauso wehren sie Bewusstsein und Transparenz ab, weil ihr unbewusstes Leitsystem sichtbar und zugänglich werden könnte.
Erste Erfahrungen mit Befreiung und Heilung stoßen schnell auf Widerstand und Ablehnung. Jetzt geht es um das Vertrauen in die tragenden und rettenden Kräfte. Diese entwickeln sich mitten in den Erfahrungen von Schmerz und Ohnmacht.
Existentielle Suchbewegungen werden hin und her gehen, raus und rein, vor und zurück, oft ein Leben lang. Einsichten und Ermutigung kommen erst nach und nach. Ratlosigkeit und Zweifel gehören dazu. Die eigenen unerlösten Tiefen erschließen und den Blick in die versteckten Schatten der einschließenden Systeme gewinnen.
In konkreten Beispielen sich in die eigene Existenz wagen.
Unterstützung suchen, wie sie sich ergibt.
Das hierarchische System in der katholischen Kirche lässt sich nur in der Tiefe überwinden, an den Entstehungspunkten ihres unbewussten Leitsystems.
An der Oberfläche wird ein System nur durch ein anderes ausgetauscht.
Im Namen Gottes!
Freiheit in Gott ist der Wüste gleich, unter der unendlichen Weite des offenen Himmels.
Das lässt sich anfangs nur Augenblicke aushalten. Diese Augenblicke kommen wieder und bringen Zeiten, die aus sich selbst leben und spüren lassen, wie eingesetzte Kraft von alleine nachwächst.
2. Trauer
Siehst du nicht die Kathedralen
erhaben stattlich hoch über alle Dächer
und die schmucken Kirchen über Land?
Hörst du nicht Choräle,
Pfeifen und Dröhnen der Orgel,
an Festtagen
und in Konzerten?
Andachten und Feiern
in Licht getaucht und vollem Glanz,
Weihrauch und Gesang?
Fromme Worte und gefasste Stille?
Glockenläuten dir entgegen
auf langen Wegen zurück aus der Ferne?
Zum Sammeln und Gedenken
ein Dach für heimatlose Seelen?
Feste Tage, feste Zeiten,
übers ganze Jahr.
Texte, die erbauen,
die dazu gehören.
Warum stört dich diese Harmonie?
Hast du nicht selber
am Altar gestanden,
Gaben angereicht und brav gedient?
Ja, du hattest keine Hochzeit
und keine Weihe,
doch warst du oft dabei.
Priester werden, ja,
das sollte sein.
So kam es nicht,
und ging auch nicht.
Was brachte dich dahin,
unter die Gewölbe?
Eine Antwort, die ich ahne.
Die Mutter zog es in die klösterliche Welt
und ihre Söhne übernahmen es.
Als frühe Regung
und ließen doch den letzten Schritt.
Es liegt der Krieg
in den Geschichten,
die nicht erzählbar waren.
Aus tiefem Bodenfrost
taute manches Stück,
als zögernd Raum frei wurde,
einfach da zu sein.
Der Vater
rebellierte gegen fromme Macht
im Kampf der Brüder
gegen eine alte Ordnung.
Eine neue Weltzeit winkte,
verheißungsvoll in übergroßem Wahn.
Geblendet, getäuscht, verführt,
übereifrig in die Schlacht.
Schwer verletzt von der Front zurück,
dem Tode nahe,
vom Arzt gerettet,
unverbesserlich wieder in den Krieg.
Nachkriegszeit,
lähmende Enttäuschung,
Niederlage, Schuld, Reue,
nicht zu fühlen und zu denken.
Die Mutter,
im Bombenhagel Hab und Gut verloren,
unter einer nassen Decke
mit ihrer Mutter auf der Flucht
aus der Stadt aufs Land.
Überlebenszeit
Sie kamen zusammen,
als zwei vom Krieg Gezeichnete,
ganz verschieden,
eine Ehe gegen das Erlebte.
Klösterlicher Schonraum,
Beruhigung,
doch kein Schutz gegen Weitergabe
ihrer Wunden an die Kinder.
Ein wenig heile Welt,
aber keine Heilung.
Das ist die Ausgangslage.
Später suchte ich mir Hilfe
in einer ersten Therapie.
Mein christlicher Glaube wandelte sich.
Als PDF-Dateien: